Meine Blumenwiese im Garten

Valerie Forster, Meine Blumenwiese im Garten

 

Schon immer haben mich die bunten Blumenwiesen im Frühling in den Bergen fasziniert. In meiner Heimatregion am Bodensee blüht auf den Wiesen leider nur Löwenzahn und vielleicht noch ein Wiesenschaumkraut oder ein Hahnenfuß. Inzwischen bleiben immer mehr Wiesen nur noch grün und es blüht überhaupt nichts mehr. Entsprechend arm ist das Insektenleben auf diesen Flächen. Überdüngung und eine monatliche Mahd von April bis November verwandeln wertvolle Lebensräume in grüne Wüsten. In vielen Hausgärten und Grünanlagen der Städte ist es nicht besser. Zum Glück ändert sich dies inzwischen. Doch dies soll nicht das Thema dieses Artikels sein. Ich möchte Ihnen von meinem Weg zur eigenen Blumenwiese erzählen.

 

Begeistert von den Bergwiesen wollte ich also das Vergnügen einer Blumenwiese vor der eigenen Haustüre haben. Dieser Wunsch liegt schon einige Jahre zurück. Damals wohnte ich noch in einem anderen Haus mit bedeutend kleinerem Garten. Auch die ersten Blumenwiesen an Straßenrändern und öffentlichen Plätzen waren noch eine Seltenheit. Ich säte also eine Blumenwiesen-Mischung in eine große Plastikschale, die ich mit Erde gefüllt hatte. Fasziniert beobachtete ich, was da alles wuchs. Jede Pflanze war etwas Besonderes. Welche Art würde es sein? Welche Farbe würde die Blüte haben? Mein Vater hätte mir am liebsten jeden Grashalm herausgezupft und ich musste ihm erklären, dass zu einer Blumenwiese auch Gräser gehören. Viele Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Käfer besuchten meine kleine Wiese.

 

Zu dem Haus, in welchem ich jetzt wohne, gehört ein größerer Garten mit einer relativ großen Rasenfläche. Auch ein Mähroboter gehörte dazu. Dieser ließ weder Gänseblümchen noch Grashüpfern eine Chance. Die Fläche war wie tot. Sofort flammte in mir die Idee einer Blumenwiese auf, die größer ist, als meine Plastikschale. Doch zuerst standen andere Tätigkeiten im Garten an. Etwa legte ich Gemüsebeete an. Die Blumenwiese musste also noch etwas warten. Da Haus und Garten meinen Eltern gehören und ich nur Mitbewohnerin in einer Einliegerwohnung bin, bezweifelte ich, dass sie mir erlauben würden, die ganze Rasenfläche in eine Blumenwiese zu verwandeln. Also dachte ich nur an ein kleines Eck am Rand des Rasens. Meine Mutter äußerte auch Bedenken, dass sich Gräser und Blumen unkontrolliert ausbreiten könnten und sich Ungeziefer ansiedeln könnte. Ich sah hingegen die leblose Rasenfläche und träumte von einer Blumenwiese, die nur so von Leben sprüht.

 

Valerie Forster, Meine Blumenwiese im Garten

 

Während mein Vater immer noch jedes Blümchen aus dem Rasen zupfte, hatte ich bei meiner Mutter bald so viel Überzeugungsarbeit geleistet, dass sie mir erlaubte, einige grüne Inseln wachsen zulassen, um zu sehen, wie man eine Blumenwiese in die Gartengestaltung integrieren könnte. Der Mähroboter wurde abgestellt und die restliche, nun viel kleinere Fläche, mit einem geräuscharmen Spindelrasenmäher gemäht. Auf den grünen Inseln gediehen nicht nur Gräser, sondern auch Klee, Hahnenfuß, Braunellen und Ehrenpreis. Dies sind nicht gerade die Arten, die man auf einer richtigen Blumenwiese haben möchte, denn sie überwuchern schnell andere Arten. Aber immerhin blühte etwas und das lockte Hummeln und Bienen an. Innerhalb kurzer Zeit kamen auch Grashüpfer und ließen uns an ihren sommerlichen Zirpkonzerten teilhaben.

 

Allein durchs Nichts tun, belebte sich der Garten immer mehr und es war eine riesige Freude dem zuzusehen. Sogar Nero, unser alter Kater, liebte es inmitten einer solchen Wieseninsel zu liegen, den Duft einzuatmen und das Leben darin zu beobachten. Mein Vater blieb immer noch etwas skeptisch. Auch andere Besucher besahen sich mein Wiesenexperiment misstrauisch. In vielen stecken eben noch die alten Ansichten vom grünen Rasen im Garten sowie das Unbehagen vor kleinen Krabblern und Unkräutern, die es über Generationen zu bekämpfen gegolten hatte. Meine Mutter hatte ich inzwischen überzeugen können. Im letzten Jahr durfte ich meine richtige Blumenwiese anlegen und das auf einer Fläche, die größer ist, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte. Viele Wildbienen und unzählige Schmetterlinge besuchten die bunte Vielfalt. Darunter auch Arten wie Kaisermantel, Schwalbenschwanz und Bläuling, die ich bisher kaum oder gar nicht in unserem Garten beobachten konnte. Ich bin gespannt, wie sich die Wiese im zweiten Jahr weiterentwickelt.

 

Zurzeit arbeite ich an einem weiteren Stück unserer Wiese. Aus meinen Erfahrungen gebe ich gerne ein paar Tipps.

 

Valerie Forster, Meine Blumenwiese im Garten

Eine Blumenwiese anlegen – 5 Tipps:

Planen

Vorab sollte man folgende Fragen klären: Wo möchte ich die Wiese anlegen? Wie groß soll die Fläche sein? Welche Wiesenmischung passt zu meinem Standort?

Ich stecke die Fläche vorher mit kleinen Stöckchen ab, um die Konturen festzulegen.

 

Bodenvorbereitung

Der Boden sollte vor der Aussaat gepflügt und geeggt oder gefräst werden. Bei kleineren Flächen im Hausgarten kann man den bisherigen Bewuchs mit dem Spaten ausstechen. Ich schüttle möglichst viel Erde von den Grassoden ab, dann kann ich gleich in lockeren Boden sähen. Dabei achte ich darauf möglichst wenig Würmer zu töten, denn sie sind die besten Freunde des Gärtners und tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei.

 

Samen-Mischung

Inzwischen gibt es hervorragende Samenmischungen mit einheimischen Wildkräutern und Gräsern. Ich rate zu mehrjährigen Arten, denn sonst muss man jedes Jahr neu aussäen. Da die meisten dieser Arten jedoch erst im zweiten Jahr blühen, kann man einjährige Arten beimischen. Einheimische Arten sind perfekt an unser Klima gewöhnt und damit unempfindlicher als viele Zuchtformen. Zudem sind unsere Insekten an diese Pflanzen angepasst. Saatgutanbieter wie Syringa stellen Mischungen für verschiedene Bodentypen zusammen. Eine genaue Anleitung bekommt man mit dazu.

 

Aussäen

Ich habe das Saatgut mit Sand gemischt, so lässt es sich leichter verteilen. Anschließend muss man es fest walzen. Man kann dies mit einer Rasenwalze machen. Ich verwende dagegen ein großes Brett und trete den Boden damit fest. Gießen ist nur am Anfang nötig, wenn es längere Zeit nicht regnet. Man kann die Fläche, wenn sie nicht so groß ist, noch mit einem Netz überspannen um die Vögel vom Picken und die Katze vom Graben abzuhalten. Lilli, meine neue Katzenfreundin, hilft mir zwar gerne im Garten, aber alles kann ich ihr leider nicht durchgehen lassen.

 

Pflege

Eine Blumenwiese braucht keine aufwendige Pflege. Nur zweimal im Jahr, Ende Mai / Mitte Juni und Ende August / Mitte September, wird mit der Sense gemäht. Aber bitte nicht mit einer stinkenden lärmenden Motorsense. Ich habe dazu einen Kurs beim Sensenverein Deutschland gemacht, die verkaufen auch hervorragende Sensen. Ich kann versichern, das Mähen mit der Sense macht richtig Spaß. Das Schnittgut lässt man etwas liegen, damit die Samen herausfallen und die Insekten sich in Sicherheit bringen können. Eine Blumenwiese braucht weder gedüngt noch sonst irgendwie gepflegt zu werden und ist somit genau das Richtige für faule Gärtner und natürlich für Naturfreunde und Insekten.



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