Von der Natur lernen
Ich lerne von der Natur, in dem ich sie präzise und konzentriert beobachte. Ich richte meine ganze Aufmerksamkeit auf ein Tier oder eine Pflanze. Dabei verhalte ich mich ganz still und nehme einfach nur wahr, was um mich herum geschieht. Ich urteile nicht über das Verhalten eines Tieres oder das Aussehen einer Pflanze. Ich beobachte sie einfach nur ganz unvoreingenommen und lasse sie sein, was sie sind und tun, was sie wollen. Währenddessen fühle ich mich auch in die beobachteten Tiere und Pflanzen ein. Sehen sie glücklich aus? Haben sie Angst? Was machen sie? Wie machen sie es? Warum tun sie gerade das? Was können sie mir erzählen? …
Als Beispiel möchte ich im Folgenden auf die Entstehung der Geschichte des träumenden Pfauenauges näher eingehen:
Die Beobachtung
Ich beobachtete ein Pfauenauge, das über einem Feld Brennnesseln kreiste. Es wirkte irritiert. Doch bald flog es weiter und kehrte nicht mehr zu dieser Stelle zurück, so als hätte es dort nun nichts mehr zu suchen. Stattdessen flog es zum Sommerflieder und schien großen gefallen am Nektar der Blüten zu finden. Ich konzentrierte mich nun auf sein Inneres und lauschte dem, was er mir erzählen wollte.
Das Foto
Während ich das Pfauenauge beobachtete, hatte ich die Kamera in der Hand und machte einige Fotos, von denen ich später das Beste auswählte. Ich benutzte kein Stativ, so konnte ich dem flinken Schmetterling mit der Kamera schneller folgen und leichter die Perspektive ändern.
Bestimmung und wissenswerte Merkmale
Die Weibchen des Pfauenauges legen ihre Eier auf die Spitzen der Brennnesseln. Die schwarzen Raupen mit den spitzen Dornen fressen erst gesellig, später vereinzelt an den Brennnesselblättern. Die Schmetterlinge sind kräftig rotbraun und haben große bunte Augenflecke auf den Flügeln. Mit dieser Zeichnung und dem häufigen Öffnen und Schließen der Flügel wollen sie ihre Fressfeinde, Vögel und Eidechsen, abschrecken. Auf dem Sommerflieder kann man Pfauenaugen an sonnigen Tagen ganz aus der Nähe beobachten.
Was ich vom Pfauenauge lernte
Die Raupen des Pfauenauges sind unseren Kindern sehr ähnlich. Beide wachsen sie in einer Gemeinschaft heran. Die Raupen fressen und werden immer größer. Unsere Kinder dagegen lernen und später arbeiten sie, um in den Augen der Menschen immer größer zu werden. Das ist das, was beide erreichen wollen. Den Raupen wird es irgendwann zu eng und sie verteilen sich über mehrere Pflanzen. So wie auch unsere Kinder ihren eigenen Weg einschlagen. Doch manche Menschen verlieren sich selbst dabei und leben nur noch, um zu arbeiten. Sie vergessen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Sie sind die Raupen, die nur noch gierig fressen und nie ihre Flügel ausbreiten werden.
Stopp! Raupen, die nicht zu Schmetterlingen werden – wirkt das unnatürlich? Aber Menschen, die vergessen haben, was im Leben wirklich wichtig sein sollte – das soll natürlich sein?
Zum Glück haben nicht alle vergessen, wer sie sind, sie gehen ihren eigenen Weg, egal was andere sagen. Nur wenn sie fest an ihre Träume glauben, können sie ihre Flügel ausbreiten und das finden, was für sie das Süßeste auf der Welt ist. Sie haben das Potenzial, anderen zu helfen, den Sinn ihres eigenen Lebens zu finden.
Die Geschichte
Aus meiner Beobachtung, den wissenswerten Merkmalen und meiner eigenen Interpretation entstand schließlich die Geschichte, in welcher ich alles zusammenfasste.
Die Geschichte des träumenden Pfauenauges wurde die titelgebende Geschichte für diesen Bildband, denn die Botschaft dieses Schmetterlings erscheint mir sehr wichtig. Aber natürlich haben auch die anderen Geschichten und Bilder viel zu erzählen. Doch was, das dürfen Sie im Buch selbst herausfinden.
Zum Abschluss dieser Buchvorstellung gibt es noch einen ganz besonderen Tipp. Seien Sie gespannt!
Weitere Teile dieser Buchvorstellung:
Teil 2: Fotografieren aus Liebe zur Natur
Teil 4: Meine Beziehung zur Natur
Teil 5: Von der Natur lernen
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